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Studiogalerie Wolf

Mag. Desirée Vasko-Juhasz zur Eröffnung der Ausstellung in der „Studiogalerie Wolf“, 5. Oktober 2010

Ist es schon schwer eine Rede zur Eröffnung einer Ausstellung zu halten, so wird es noch schwieriger, wenn die Künstlerin eine Freundin ist. Am schwierigsten aber ist es, wenn die Rednerin Kunsthistorikerin ist.


Der Grund also, warum ich jetzt bei all den Schwierigkeiten vor Ihnen stehe, ist einfach der, dass mich die ersten Bilder, die ich so um 1970 von der mir damals unbekannten Marina Seiller-Nedkoff sah, unglaublich gefangen nahmen. Wow – dachte ich mir, was für eine Kraft – was für eine Technik. Alles stimmte…. So begann ich also damals mich für die junge Malerin zu interessieren und jetzt – bin ich mitten in meiner Rede drinnen:
Marina auf Schloss Gopelsbach in Stadl an der Mur von Kindheit an mit dem Zeichenstift aufgewachsen war ihr Studium an den beiden Wiener Akademien wirklich vorgezeichnet. Erst studierte sie bei Prof. Carl Unger Malerei an der Angewandten und dann an der Akademie bei Prof. Kortan am Schillerplatz Restaurierung.
1969 nach dem Abschluss als akademische Restauratorin begann sie erfolgreich national und international ihre Bilder auszustellen. Malte sie am Anfang der 70iger Jahre ihre ersten Ölbilder in altmeisterlicher Lasiertechnik – bediente sie sich bald auch der freieren Malweise bis hin zum Abstrakten - dazwischen aber malt sie immer wieder figurativ. Daran hat sich - wie die heutige Ausstellung hier auch zeigt - wenig geändert.
Bereits 1988 wurde die vielseitig Begabte als Mitglied des Wiener Künstlerhauses aufgenommen. Nun begann die Periode des Experimentierens mit verschiedenen Materialien und Techniken. Diesen Materialmix kann man hier bestens an ihren ausgestellten Skulpturen sehen. Diese ausdrucksvollen Figuren aus Ton oder Speckstein werden gebrannt und mit verschiedenen Materialien gefasst, wodurch sie Bronze- oder Eisenplastiken gleichen. Oft wachsen diese Figuren aus Ytong oder Granitsteinen heraus und tragen psychedelische Namen – wie „Aneinandergelehnt“, „Muschelmädchen“ oder „Stilstand“ – um nur einige der hier gezeigten Objekte zu nennen.
Bei Marinas Skulpturen handelt es sich um preiswerte Unikate, die mit ihren extatischen Gefühlszuständen Archetypen wiederspiegeln und in uns ruhen.Genau wie ihre Figuren mit den beweglichen Köpfen sind auch ihre Acrylbilder meist von verschiedenen Seiten zu betrachten. Ein Modus, den Picasso in die moderne Kunst einführte. Oftmaliges Thema ihrer Arbeiten ist das Rollenverhalten von Frauen, doch geht es ihr nicht wie etwa Maria Lassnig um eine feministische Position. Im Ouevre von Marina – selbst Mutter von 2 Kindern – findet man oft sehr persönliche Gedankengänge. Sensibel lässt sie ihre Empfindungen und Beobachtungen in ihr Schaffen einfließen – wodurch ausdrucksstarke Werke entstehen, die den Betrachter gefühlsmäßig berühren. Dabei bedient sie sich, der von ihr eigenwillig geschaffenen Formensprache, die viel mit Picasso und wenig mit Kubismus zu tun hat. Marina präsentiert ihren eigenen Stil, der heute als offene Malerei, mit explosiver Dynamik, starker Farbigkeit und durch die Wendbarkeit des Formates gekennzeichnet ist. Gerade in diesen intuitiven Bildern, wo Szenen und Momente des menschlichen Seins erzählt werden - erkennt man die akademisch gebildete Künstlerin, deren Arbeiten sichtbares profundes kunsthistorisches Wissen und großes handwerkliches Können auszeichnen.
Wenn Sie persönlich nun durch die Ausstellung gehen und Marinas malerischen „Erzählungen“ über den „Prophet“, „ Das rote Kleid“ oder den „Roten Strom“ folgen, werden sie spüren, dass ihre Bilder, aber auch ihre Skulpturen Reaktionen auf gesellschaftliche Entwicklungen sind, die uns alle beschäftigen. Sie werden aber auch bemerken, dass Marinas zeichenhaft geometrischer Ausdruck der Gesichter sich nicht nur bei ihrer Malerei findet, sondern auch bei ihren Skulpturen, die bereits einen hohen Sammlerwert besitzen.
Abschließend möchte ich Sie nun fragen, ob Sie sich noch an den Anfang meiner Rede erinnern –nämlich: Eine universelle Künstlerin hat eine Freundin, die ist Kunsthistorikerin und die hält die Rede anlässlich der Vernisage….
Na klar – denken Sie - die muss ja Reklame machen!!! Sicher, diese Hommage mache ich auch gerne – weil - ja weil ich vom Kunstschaffen von Marina Seiller-Nedkoff 100 %ig überzeugt bin.

Autor
Marina
Datum
17. Mai 2015
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