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Harihari Schischlik (zur Ausstellung im Künstlerhaus 2014 – „Die schwebende Schwere“)

Harihari Schischlik  (zur Ausstellung im Künstlerhaus 2014 – „Die schwebende Schwere“)

Jedes Bild, jede Zeichnung hat ihre eigene Geschichte und alle ihre Werke erzählen eine gemeinsame Geschichte – so ungefähr beschreibt sie selbst ihre Arbeit.

Sie will nichts mit Worten erklären, weil sie meint, alles sei in den Bildbotschaften enthalten.

Zunächst im Umfeld der akademischen Maltradition  der Wiener Schule der 1960er-Jahre konditioniert und mit der Technik der Altvorderen bestens vertraut, bedurfte es einiger menschlich-schicksalhafter Prüfungen, um sie aus dem Schatten  ihrer Lehrer herauszuführen.

Mit Zeichnen, vor allem in ihrer frühen künstlerischen Entfaltung, und Malen ertastete sie ihren Standort, ihr Selbstverständnis und ihre Aufgabe als Frau, Mutter, Gefährtin und als Geschöpf Gottes.

Der souveräne Umgang mit Farbe und Form, das ausgewogene Pendeln zwischen graphischen und malerischen Elementen, die hohe Kunst des Weglassens und dabei immer der ganz persönliche unverwechselbare Stil zeichnen ihre Arbeiten aus annähernd vier Jahrzehnten aus.

Der anfänglich durch das Beklemmende ihrer Lebenserfahrung hart und direkt geführte Strich und die unverhüllte Darstellung von tatsächlichen Erlebnissen und Eindrücken wichen nach und nach einer weicheren Linie und einer wohltuend-versöhnlichen Auflösung in Abstraktion.

Ausgehend von ihren persönlichen Erfahrungen konnte sich eine Botschaft mit allgemeiner Gültigkeit und Verständlichkeit in ihren Bildern entwickeln.

Meist sind es Menschen, Gestalten, Torsi, Köpfe - umwoben von schwingenden Gliedern, schwebend und doch erdenschwer. 

Manchmal finden sich ihre Gestalten – ist sie es nur selbst, sind das wir alle? - in einem räumlich wahrnehmbaren Gefüge, manchmal sind sie hineingeworfen in ein abstraktes Seelengewitter, gelegentlich ist der bildliche Hinweis auf die körperliche Gestalt nur mehr angedeutet, gleichsam als Schatten spürbar, jedoch nicht mehr sichtbar.

Wohin blicken die Augen Ihrer Figuren, nach innen oder in eine erahnte Unendlichkeit oder in beides?

Ist die scheinbare Teilnahmslosigkeit nicht die bildlich gewordene Gelassenheit, das eigene menschliche Schicksal anzunehmen, um daran zu wachsen?

Mir fällt dazu die letzte Strophe aus „Hyperions Schicksalslied“ von Friedrich Hölderlin ein:

„Doch uns ist gegeben, auf keiner Stätte zu ruhn.

Es schwinden, es fallen die leidenden Menschen blindlings von einer Stunde zur andern, wie Wasser von Klippe zu Klippe geworfen, Jahr lang ins Ungewisse hinab.“

Wozu also weitere Worte?

Ganz im Sinn der Künstlerin – lassen wir uns doch ein auf die Spannung aus melancholischer Zuversicht und schwebender Schwere!

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